Anruf eines Freundes aus dem Ausland, ebenfalls IT-ler, fest angestellt bei einem großen Baustoffhändler irgendwo 1.300km entfernt.
Irgendwas macht da komische Geräusche im Server. Das komplette Netzwerk ist lahm, die Kassensoftware auf den einzelnen Rechnern hängt. Die Kunden stehen Schlange, nur um die Rechnungen zu bezahlen. Es sei schon alles gecheckt: Festplatte OK, keine Viren, keine Meldungen im Systemlog des Servers, Router neu gestartet. Was also tun? Habe ich da einen Tipp?
Da die Glaskugel gerade bei den Kollegen im Geschäft ist, muss ich mich aufschalten und selbst nachsehen. In der Tat, auf den ersten Blick ist nichts Auffälliges erkennbar. Auf den zweiten Blick sieht es dann doch anders aus. Ein mal eben installiertes Testprogramm zeigt Fehler auf drei von vier Festplatten. Hier ist deutlich mit dem nahen Ende des Servers zu rechnen. Nach fast 12 Jahren Dauerbetrieb ist das nun auch kein Wunder.
Was tun? Der Server läuft unter Windows Server 2003, das lässt sich wegen fehlender Treiber nicht mehr auf aktueller Hardware installieren. Ein Wechsel auf eine neuere Version ist teuer und nicht schnell zu machen. Meine Frage: Gibt es einen neueren Rechner mit Windows 10 Pro? Die Antwort: Ja, das neue Notebook vom Chef.
Nach Betriebsschluss und Enteignung des Chefs geht es los: Gleichzeitige Fernwartung über eine Distanz von 1.300km auf Server und Notebook. Einrichtung des Notebooks als Gastgeber von Virtualisierungen unter Hyper-V, Einbinden ins Netzwerk, Transfer des physischen Servers in eine virtuelle Maschine auf dem Notebook.
Fünf Stunden später: Operation gelungen! Der ursprüngliche, physische Server wird abgeschaltet, das Notebook beherbergt inzwischen den virtualisierten Server und ist damit nicht mal ausgelastet. Ein Backup war am Folgetag ebenfalls schnell eingerichtet.
Dieses Konstrukt durfte dann noch fast drei Monate erfolgreich weiter arbeiten, bis wir bei meinem nächsten Besuch den virtuellen Server auf eine neue, physische Maschine umziehen konnten.